Mittwoch, 7. November 2007

die Arbeit

am 4. Tag in China ging dann auch schon die Arbeit los. Nach einem kurzen Gespräch mit Prof. Zhu wurde ich gebeten auf Dr. Jiang zu warten, der mir mein Thema vermitteln wird. Also hatte ich erst mal genug Zeit, meinen Arbeitsplatz einzurichten (Tisch putzen) und ein paar Kollegen kennenzulernen. Ansich lernt jeder chinesische Student englisch, vor allem in technischen Studiengängen, jedoch beschränkt sich das sehr häufig auf ein schriftliches Grundverständnis mit nur geringer Möglichkeit zur Kommunikation.
Die Arbeitsgruppe besteht aus ca. 20 Master und PhD Studenten und 3 Postdocs. Von den Studenten können 3 ein passables englisch (Prof. Zhu und 2 Postdocs natürlich auch), mit den restliche Studenten ist die Kommunikation etwas mühsam und insgesamt mit nur leichten Themen möglich. Trotzdem macht der Umgang mit allen Spass und das Arbeitsklima ist in Ordnung.

Noch etwas Allgemeines zum Institut:
man sollte zur Arbeit so um 8 Uhr erscheinen, um 11 Uhr ist dann Mittagszeit. Nach dem Essen geht "man" dann typischerweise zurück zum Wohnheim und hält ein Mittagsschläfchen. Ab 14 Uhr gehts dann wieder weiter und um 17:30 Uhr ist dann Schluss. An diesen Zeitplan hält sich natürlich nicht jeder und einige arbeiten Abends deutlich länger. Die lange Mittagspause kommt mir jedoch sehr entgegen, um von dem Tag noch etwas bei Helligkeit zu haben (ab 17 Uhr ist es dunkel).
Das Institut befindet sich sehr versteckt mit dem Zugang durch eine kleine Hinterstraße. Es besteht aus mehreren unattraktiven Gebäuden. Nur das Hauptgebäude liegt an einer größeren Straße. Im Hauptgebäude (nur für Verwaltung) kann man ein Modell des geplanten Neubaus des Instituts betrachten, da mit diesem leider noch begonnen wird.
An anderen Straßenecken kann man dagegen beeindruckende Neubauten anderer Institute der Chinese Academy of Science betrachten (z.B. Physik & Elektrotechnik).
Von meinem Wohnheim sind es zur Arbeit etwa 2,5 km und so komme ich mehrmals täglich in den Genuss, das pulsierende Leben auf den Straßen zu beobachten.

Kurz vor dem Mittagessen war dann das Treffen mit Dr. Jiang angesetzt. Für mich wurde ein "leichtes" Thema, das man "schnell" bearbeiten kann ausgewählt: Co3O4 (Kobaltoxid) Nanopartikelsynthese (Hydrothermal- und Solvothermalsynthese) mit verschiedenen Morphologien zum späteren Test als Katalysator zur CO (Kohlenmonoxid) Oxidation.
Mir wurden ein paar Veröffentlichungen in die Hand gedrückt und ich wurde aus dem Zimmer herauskomplimentiert: Sie sind doch ein ausgezeichneter Student, das sollte doch kein Problem sein!!!!

Da ich bisher noch keine Nanopartikel hergestellt und nur einmal bei einer Hydrothermalsynthese zugesehen hatte, fand ich die Arbeit (als selbständiges Forschen angedacht) doch recht anspruchsvoll.
Den restlichen und nächsten Tag verbrachte ich dann erst mal mit dem Einlesen und dem Suchen nach Rezepten zur Herstellung der Partikel.

Das nächste Treffen war dann am Dienstag Abend. Ich stellte die Wege aus der Literatur und meine Ideen kurz vor, um die Partikel in verschiedenen Formen zu synthetisieren. Dann diskutierten wir kurz über die mögliche Wege.
Dr. Jiang wollte aber eigentlich nicht von mir, dass ich bekannte Wege nachmache, sondern ich solle doch eine "Novel Synthesis" (also einen neuen Weg) herausfinden. Außerdem sei ja eine Hydrothermalsynthese nicht schwer und ich sollte morgen mit den Versuchen beginnen. Da man seinen Vorgesetzten in China nicht wiederspricht (wäre ein Gesichtsverlust), und schon gar nicht, da noch ein weiterer Student am Gespräch teilhatte, stellte ich keine weiteren Fragen und beendete den Arbeitstag mit einem etwas mulmigen Gefühl.

Zur Laborarbeit:
gearbeitet wird mit veralteten Geräten (einige sind "gerade defekt") und einfachen Mitteln. Einzig Chemikalien sind genügend und sehr umfangreich vorhanden. Für meine Laborarbeit ist mir ein anderen Masterstudent zur Seite gestellt, der mir die Chemikalien sucht, Becher und sonstige Geräte gibt/erklärt, und mir zeigt wie oft und in welcher Reihenfolge man einen Messbecher vor Benutzung reinigt.
  • Alle trockenen & festen Chemikalien werden dabei in einfachen Schränken gelagert, alle flüssigen im nicht funktionsfähigen Abzug. Das Fenster ist immer geöffnet, sonst wären einige Geruchsquellen stärker warnehmbar.
  • Gearbeitet wird mit einfachen Plastikhandschuhen die scheinbar erst bei Rissbildung ausgetauscht werden.
  • Bei meiner Frage wo die Chemikalien entsorgt werden, wurde auf das Spülbecken gezeigt. Das gilt also für alles (Säuren, org, Schwermetalle,...). Auf den meisten Chemikalien sind zwar die Giftigkeitsklassen aufgeführt, scheinbar nicht jedoch auf etwas älteren Flaschen/Dosen.
    Heute hatte ich etwa mit 80 ml Methanol gearbeitet, auf der Flasche war jedoch nur ein Zeichen für die Brennbarkeit zu erkennen und auch bei der chin. Beschreibung gab es keinen weiteren Vermerk (hab ich mir sagen lassen).
  • Destilliertes Wasser: mit dem Wasser ist das in China ja so ne Sache, denn aus den Leitungen kommt kein keimfreies, sauberes Wasser. Das Wasser reicht nimmt man hier zum duschen, waschen, kochen und nach Erhitzen auf über 90 °C auch zum Tee machen.
    Dementsprechend wird in unserem Institut für destilliertes & entionisiertes Wasser ein Wasserspender aus dem Supermarkt verwendet.
Trotz alledem möchte ich noch keine vorschnellen Schlüsse über die Forschungsergebnisse ziehen, da ich die Gesamtsituation noch nicht einschätzen kann.
Morgen geht es dann erst einmal weiter mit meinen Versuchen... Das Thema ist schon sehr interessant und auch sehr aktuell, zudem kann ich mich praktisch nach den hießigen Möglichkeiten austoben.

Hier der Link zu den gesamten Bildergallerien

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