Dienstag, 22. Januar 2008

Kurzgeschichten

Arbeit vs. Studium

Bei einem Gespräch mit Kollegen bezüglich deren Plänen nach Abschluss des Studiums erzählte man mir, wie schwer es sei, in China gute Arbeit zu finden. Das Studium wird von den Studenten geschätzt, ist es doch die letzte Phase, in der Sie in den Genuss der Semesterferien kommen. So sehen die Arbeitszeiten später lediglich insgesamt 20 freie Tage zum Nationalfeiertag am 1.Okt und zu chin. Neu Jahr vor.
Dagegen steht jedoch die anstrengende Zeit während des Studiums. So sind nicht wenige Kollegen abends bis 22 Uhr an meinem Institut und arbeiten auch am Wochenende. Eine Doktorandin an einer anderen Universität erzählte mir von ihren Arbeitszeiten. Sie arbeitet auf Wunsch des Professors 7 Tage pro Woche von 8 bis 11:30, 14 bis 17 und 18 bis 23 Uhr mit einem freien Nachmittag pro Woche. Das hört sich unglaublich an, aber viele Chinesen sind sehr fleißig und haben großen Respekt vor deren Vorgesetzten. So hängt es scheinbar von dem betreuenden Professor ab, wie lange und wie hart die Studenten arbeiten müssen. Unser Institut gehört wohl noch zu den humaneren, was für ein Glück.
Auch das Gehalt spielt natürlich ein Rolle. Die Studenten verdienen für die Arbeit am Institut pro Monate genügend, um davon das Essen zu bezahlen. Da gibt es nur geringen Spielraum für weitere Ausgaben. Gerade in den Großstädten bedeutet das, ohne die Unterstützung der Eltern kaum Luxus, den die Stadt bieten kann, nutzen zu können. Erst mit dem Beginn der Arbeit, bei immer noch geringer Bezahlung, kann man langsam Geld sparen.

geschönter Lebenslauf

Nach einem Mittagessen, bei dem wir uns, aufrund der klirrenden Kälte, etwas mit chin. Reisschnaps aufgewärmt hatten, ging es auch anschließend ums geliebte Thema Alkohol. In China ist es üblich, Business meetings mit einem Essen abzuschließen, bei dem dann viel Schnaps und Bier getrunken wird. Es wird als persöhnliche Stärke, und damit gut fürs Geschäft, angesehen, wenn man dabei möglichst viel Alkohol trinken kann.
Ein Kollege erzählte mir sodann, dass manche seiner Freunde dies bei Ihrer Bewerbung ausnutzen. So beschreiben sie auf ihrem Lebenslauf in einer extra Rubrik ihre Trinkfestigkeit, wie etwas 0,5 l Reisschnaps in 2 Stunden. Im ersten Moment konnte ich das nicht glauben, aber im Nachhinein macht das hier in China sogar Sinn, wenn man die Bedeutung von Alkohol bei Geschäftskontakten in Betracht zieht. Man stelle sich mal vor, mit der Trinkfestigkeit bei der eigenen Bewerbung hausieren zu gehen...

ein Besuch im Spa

Von befreundeten Praktikanten erfuhr ich über sogenannte 24h Spa's hier in Peking. Das sind Businessclubs, die Sauna, Schwimmbad, Restaurant, Liegebereich, Massagen und vieles mehr anbieten. Also machte ich mich auf die Suche und erfuhr über ein erst kürzlich eröffnetes Spa.
Ich fuhr Sonntag Nachmittag hin und plante über Nacht zu bleiben und am nächsten Morgen direkt zur Arbeit zu fahren. Es war ein großer, auffälliger Neubau mit 7 Stockwerken, alles im 4-5 Sterne Hotelambiente. Man zahlt 9,5€ Eintritt und kann dafür 16 Stunden lang die Sauna/ Schwimmbereich/ Restaurant(buffet)/ einfache Getränke/ Snacks/ Liegebereich/ Lesesaal etc. benutzen. Der Naktbereich für Frauen und Männer ist getrennt.
Es gibt 2 Saunen und ein kleinen Pool mit Sprudelliegen und Massagedüsen, aber das reicht aus. Dafür hat es der Service in sich. Überall laufen Bedienstete herum und kümmern sich um das Wohl der Besucher. So wirst man immer begleitet und dem nächsten Angestellten überreicht. Es gibt Zahnnbürsten, Naßrasierer und alle Pflegeutensilien die man braucht (natürlich auch im Preis dabei). Die Dusche wird für einen aufgedreht, gewartet bis das wasser die optimale Temperatur erreicht hat, und nach der Dusche wird man sogar von oben bis unten abgetrocknet! In der Sauna wird man mit kalten Tüchern und Wasser versorgt.
Dieser Rundumservice kann auch schnell lästig werden, kann man doch kaum noch etwas alleine machen.
Zum Abendessen gab es ein großes und reichhaltiges Buffet und die Ruheräumebestehen aus ca. 60 Schlafliegen, die der Frist Class im Flugzeug ähneln. Jede hat viele Bedienelemente und einen eigenen Bildschirm, auf dem man sogar raubkopierte Filme ansehen kann (sieht man an der schlechteren Qualität).
Die Liege war zwar sehr bequem, aber die Übernachtung aufgrund lauten Schnarchens im Saal unerholsam. Nach dem Frühstück fuhr ich wieder 1 h mit dem Rad zur Arbeit. Der Club ist für Neureiche gedacht, die gerne und viel Geld für zusätzliche Anwendungen, wie Massagen, Einzelzimmer und Alkohol ausgeben. So bleibt es bei vielen nicht bei dem Eintrittspreis. Ich kam jedoch mit nur einer kurzen Massage und 2 Bier mit insgesamt 18€ davon. Es war ein aufregendes Erlebnis und das Spa so übertrieben elitär. Außer mir waren viele Businessleute dort, die wohl nach nem Meeting zum angenehmen Teil übergegangen waren.

Kurzbesuch von Sarkozy

Bei einem Besuch der Tsinghua Universität mit einer Kollegin wollten wir auch einen historischen Vorlesungssaal besuchen. Der wurde gerade für einen Vortrag vorbereitet und der Eintritt war nicht gestattet. Ich sah jedoch eine Gruppe Ausländer sich dem Gebäude nähern und schloss mich kurzerhand an. So konnte ich den Saal doch noch von innen begutachten.
Meine Kollegin erfuhr später, dass der Saal für einen Staatsbesuch des franz. Präsidenten Sarkozy vorbereitet wurde, die Gruppe Ausländer waren wohl für dessen Sicherheit zuständig. Kollegen konnten mir allerdings nichts über Zeitpunkt des Vortrags sagen, da es auf chin. Internetseiten nichts über den Besuch bei der Universität zu finden gab. Erst durch eine Bekannte an der Tsinghua Universität ließ sich der Tag herausfinden.
In europäischen Nachrichten konnte ich dann das Thema des Besuches herausfinden. So wollte Sarkozy zu ausgelosten Studenten der Uni über Umweltpolitik sprechen, eine Pressemitteilung die wohl der chin. Zensur zum Opfer gefallen war. So machte ich mich am Tag des Besuches wieder auf den Weg, musste jedoch feststellen, dass das Gebiet um den Vorlesungssaal weiträumig abgesperrt wurde. Die lange Karavane der Presse, Angehörigen, Securities und des Präsidenten rollte vorbei. Ich suchte mir einen besseren Platz und fand einen Ort mit Blickkontakt zum Gebäude. Tickets für die Veranstaltung gab es leider keine mehr, auch nicht für einen franz. Praktikanten mit Journalistenausweis, den ich kennenlernte und der gerne mal seinen Präsidenten gesehen hätte.
Nach 45 Minuten war die Veranstaltung zu Ende, ich hatte kurz die Möglickeit Sarkozy unter einer Menge von 200 Ausländischen Gästen ausfindig zu machen, bevor die Karavane wieder abfuhr. Das Gelände wurde wieder freigegeben und ich konnte ein paar Studenten über den Vortrag befragen. So ging es um die Bedeutung von Umweltschutz für China und die Welt.
Im Anschluss bestand die Möglichkeit für Fragen. Einige Studenten hatten sich wohl gut vorbereitet und stellten ihre Frage in hervoragendem französisch, was Sarkozy sehr beeindruckt haben soll. An eine Frage lautete, ob Frankreich China nicht anstatt der teueren Produkte für Umweltschutzanlagen die Technologien für eine eigene Fertigung geben könnten. Sehr lustig, ich lache jetzt noch beim schreiben. Als Antwort verwieß Sarkozy die Studenten jedoch auf die Firmen, er könne das ja aber mal diskutieren...

Hier gibt es ein paar Bilder

Sonntag, 20. Januar 2008

Kevins und dessen Freundin

Kevin lernte ich am ersten Tag kennen, nachdem er mich aus einer falschen Seitenstrassen zu meiner Arbeitsstelle begleitete. Er arbeitet in einem sehr gehobenen Italienischen Restaurant unter chinesischer Führung und spricht etwas englisch. Er studierte Betrebswirtschaft, jobbt nun jedoch als Kellner oder in Hotels. Ich besuchte ihn bereits im Restaurant, lehnte aber höflich ab dort zu essen, da der Preis etwa um das 12 fache über normalen Restaurants liegt. Das Restaurant ist interressant aus Stahl und Beton aufgebaut und bekam einen Architekturpreis, Kevin führte mich durch die Räume.
Viel interessanter sind jedoch die Berichte aus Kevins Alltag. Arbeiten muss er jeden Tag, er hat jedoch einen freien Tag pro Monat. Wie in jedem Restaurant/Hotel(etc.) wird den Mitarbeitern die Unterkunft gestellt (eine eigene könnte man sich mit dem geringen Gehalt in der Nähe der Arbeit nicht leisten). Er wohnt in einem Wohnkomplex nahe dem Restaurant zusammen mit einem weiteren Kellner. Das Zimmer ist im Kellergeschoß des Gebäudes. Dass es dort laut Kevins Beschreibung nicht gerade gut riecht ist glaube ich sofort, kenne ich doch die Waschkeller hier im Wohnheim. Zudem, berichtet er mir oft, dass die Köche im Nebenzimmer nachts gerne bis ca. 2 Uhr feiern. Im Restaurant ist er der einzige, der englisch spricht, auch seinen Vorgesetzten gegenüber. Er kann dort nichts neues dazulernen und das Arbeitsklima gefällt ihm auch nicht, so will er sich nach chin. Neu Jahr eine neue Stelle suchen.

Auch über Kevins Freundin, die nach der allgemeinen Schulpflicht (9. Klasse) ins Arbeitsleben kam, möchte ich kurz berichten. Seit 2 Wochen hat sie nun eine neue Stelle in einem Cafe als Kassiererin. Es gibt 3 Kassierer in dem Cafe, welches 24 h/ 365 Tage im Jahr geöffnet ist. Falls jemand ausfällt müssen die anderen also länger arbeiten. Über das Grundgehalt habe ich nicht gefragt, aber Kevin hat mir von ihren vielen Überstunden erzählt. Diese werden zwar vergütet, aber nur mit 0,3 € pro Stunde! Neulich hatte sich Kevins Freundin beim Geldwechseln verzählt, und es waren 2 € zu wenig in der Kasse. Was für uns nicht viel erscheint, bedeutet für sie nun 6 unbezahlte Überstunden.
Die Lebensbedingungen für Geringverdiener sind in Peking sehr schwer. Durch die nahen olympischen Spiele versuchten viele Chinesen in Peking zu arbeiten. Die Situation hier ist also deutlich schlechter als in anderen Großstädten.
Als Praktikant in Firmen, bekommt man solche Geschichten kaum mit. Das konnte ich bei Praktikantenstammtischen schnell herausfinden. Man lebt in einer anderen Welt, in anderen Stadtteilen, oft in Luxusappartments der Firmen. Die chinesichen Firmenkollegen kommen oft aus wohlhabenderen Familien und führen ebenfalls ein Grundverschiedenes Leben. Dabei muss man sich jedoch vor Augen halten, dass diese Wohngegenden und Chinesen nichts mit dem wahren China zu tun haben.

Auch für mich ist das Leben im Wohnheim's Apparment ein Luxus im Vergleich zu meinen Kollegen. Vom Beginn des Masterstudiums bis zum Abschluss der Doktorarbeit wohnen die Studenten hier in kleinen Zimmern mit 2er Belegung (Stockbett). Toiletten/Duschen sind am Gang und Küchen gibt es nicht. Ich bin froh diese Einblicke und Erfahrungen machen zu können und suche seltener den Konakt zu anderen Ausländern. Whärend der Zeit in Shanghai wird sich das dafür ändern. Dort werde ich in einer WG leben, in Wohnkomplexen mit vielen ausländischen Praktikanten.

Essen gehen...

Eine Kollegen erzähle mir nach Ankunft das chinesische Essen sei das beste und bekannteste auf der Welt. Nun ja, andere Essensrichtungen hatte er noch nicht probiert, aber da war er sich sicher.
Es ist zumindest das reichhaltigste Essen das ich kenne. Jede Provinz hat seine eigenen Spezialitäten und es wird wirklich alles gegessen, was man zubereiten kann. Chinesisches Essen ist schon deshalb sehr abwechslungsreich, da man, zumindest in Restaurants, gemeinsam bestellt und jeder von allem probieren kann.
Im Internet, etwa auf anderen Foren kann man viel über Gerichte lesen, welche zu empfehlen sind und von welchen man die Finger lassen sollte. Aber das sollte man besser selber rausfinden.
Ein Gericht etwa, Hui Guo Rou (doppelt gekochtes Fleich) schneidet im Internet nicht besonders gut ab, ist aber eines meiner Lieblingsgerichte.
Im Dezember wurde auf Spiegel.de vor den Zusätzen in chinesischen Lebensmitteln gewarnt, die ein chin. Journalist in langwieriger Arbeit aufgedeckt hatte. Hier der Link Der Artikel wirkt sehr abschreckend, aber mir schmecken die Gerichte hier sehr gut und ich lasse mich davon nicht beeinflussen. Zumindest versuche ich Gurken zu meiden.

eine kurze Dokumentation:
es gibt mehrere Arten chinesischer Restaurants: Imbisse, kleine Strassenläden, Kettenrestaurants, normale Restaurants und edele Restaurants. Das Essen muss nicht unbedingt den Unterschied machen, Geschmäcker sind ja bekannterlich verschieden. Das Ambiente dafür umsomehr. So sind kleine Strassenläden einfach eingerichtet und eng bestuhlt, Toiletten nicht vorhanden.
Für die Bestellung gibt es laminierte Karten mit meist über 100 Gerichten, allerdings nur in chin. Ausführung und ohne Photos. Ohne chin. Kenntnisse verringert sich die Auswahl dabei auf wenige Gerichte die man schon kennt, oder deren Namen man richtig aussprechen kann. Bei mir sind immerhin schon(!) 5. Allerdings gehe ich selten allein essen und somit findet die Bestellung immer in Absprache mit den Kollegen statt.
Strassenimbisse lassen sich in mobile und feste unterteilen. Mobile, mit eingebauter Küche auf dem Fahrradanhänger findet man immer seltener, denn diese wurden von der Regierung aufgrund Hygienevorschriften verboten. Nach Einbruch der Dunkelheit gehn diese Verkäufer aber noch auf Tour.
Normalen Restaurants bieten ein oft ansprechendes Ambiente mit schönen Tischen/ Stühlen und Tischdecke. WC und Waschmöglichkeiten sind natürlich vorhanden, jedoch nur für das notwendigste empfehlenswert. Das Essen wird durch ein dickes Menü, mittels Bildern aller Gerichte, ausgewählt.
Bei Edlen Restaurants wird der Gast in alt-traditionellem und edlem Ambiente empfangen und bis man an seinem Tisch ankommt wird man an freundlich von allen Bediensteten begrüßt. Ich fand ein Restaurant bei dem man von einer Gruppe Dienern freundliche empfangen wurde, dann mit einer Fackel durch Vorgärten und Räume geleitet, durfte man sich schließlich ein Privatspeisezimmer seines Geschmacks wählen. Das wird dann allerdings sehr kostspielig und ich beließ es bei dem Rundgang.
Dann zu den Preisen. Bei den einfachen Strassenläden kann man für 40 bis 80 cent pro Person speisen (Bier kostet 20-40 cent), bei normalen Restaurants ist man mit 2-4 €, für normale Gerichte, gut bedient (Bier 0,5 bis 1 €). Edle Restaurants beginnen etwa bei 7 €.

zum Ablauf
Von der Tür bis zum Tisch wird man von der Bedienung begleitet, danach bekommt man eine Karte in die Hand gedrückt und die Bedienung wartet, dass man sogleich mit der Bestellung beginnt. Auch wenn die Auswahl mal etwas andauert, bei 60 bis 200 Gerichten ist das auch gut möglich, wartet die Bedienung (im Gegensatz zu dt. Restaurant gibt es dafür auch genügend Personal). Eigentlich trinken Chinesen selten zum Essen denn meistens wird eine Suppe für diesen Zweck bestellt. Ansonsten gibt es Tee oder öfter auch mal Bier. Bei formellen Essen spielt Alkohol jedoch immer dabei.
Im Winter wird beim Essen mit Kollegen Bier nur auf meinen Wunsch hin bestellt und mitgetrunken, man ist ja höflich. Inzwischen haben sich meine Kollegen jedoch dran gewöhnt und beim Abendessen trinken viele auch ein Glas (50 ml) mit.
Das Essen wird dann nach und nach gebracht. Falls jedoch etwas zu lange dauert, oder irgend etwas fehlt, was häufig der Fall ist, wird die Bedienung mit einem für meinen Geschmack unhöflichen Ton (Lautschrift) "Fuwuja" informiert. Ist gerade keine Bedienung in Sicht wird Fuwuja gern und häufig auch etwas lauter durch den Raum gerufen.
Den Abschluss bildet immer der Bezahlvorgang, denn einzeln wird nicht gezahlt. Für mich ist das wie ein taktisches Spiel, denn man will mich immer einladen und versucht dabei in einer Unaufmerksamkeit aufzustehen und bei der Kasse zu bezahlen. Oft gelingt das auch. Wenn ich jedoch hinterhereile wird erst noch diskutiert, bevor ich dann auch mal bezahlen darf.

Hier sind Bilder chin. Gerichte zu sehen

Ein Wochenende in Tianjin

Durch Zufall konnte ich mit Hilfe eines Kollegen durch ein Forum ein gebrauchtes Rennrad für 23 € erstehen. Es hatte deutliche Gebrauchsspuren, aber funktionierte super. Mit diesem konnte ich nun weite Strecken bis ans andere Ende von Peking unternehmen. Leider war die Freude nur kurzerhand, wurde das Rad doch 2 Wochen später vom geschlossenen Wohnheimsgelände gestohlen.

Ohne Rennrad am Wochenende weitere Teile von Peking zu erkundigen ist aufgrund der weiten Strecken nicht empfehlenswert. Also beschloss ich einen Ausflug in die nächstgelegene Großstadt Tianjin mit ca. 10 mio Einwohner. Eine Kollegin wollte mich auch gleich begleiten und eine weitere hatte schon länger vor die Stadt mal zu besuchen.
Also gings zu dritt am Samstag um 6 Uhr Richtung Ubahnhof. Nach 50 min waren wir dann im Bahnhof und nach 1 h legte der Zug dann ab. Die Prozedur am Bahnhof ist dabei eine eigene Geschichte. Gegen 9:45 Ankunft, dann durch die Menschenmassen zum Bus und nach weiteren 2 h kamen wir dann beim Unigelände auf der anderen Seite der Stadt an. Hier wollten wir im Unihotel günstig nächtigen. Nach 30 min hatten wir das dann auch gefunden. Zu unserer Verwunderung sind die Zimmer jedoch für Chin. und für Ausländer getrennt. Das spiegelt sich vor allem im Preis wieder. Zusammen 10 € für die Kolleginnen und 16€ für mich. Da ich dummerweise aber meinen Pass nicht dabei hatte, war ein Übernachtung in Hotels und Gasthäusern nicht möglich. Was nun!?!
Als Lösung baten sich Aushänge an, die leerstehende Wohnungen auch für eine Nacht vermieten. Nach vielen Telefonaten, fanden wird dann auch ein Zimmer, das noch frei war und vor allem groß genug. Die Wohnung befand sich wiederum außerhalb in einem Wohnareal mit 8 stöckigen Plattenbauten. Das Zimmer im 8. Stock (leider ohne Treppenlicht), war sehr spartanisch, nicht wirklich sauber, aber für die Nacht ausreichend.

Nun konnten wir also sie Stadt erkunden. Tianjin ist berühmt für Baozi, Jiaozi (Dumplings) und Mahua (trockenes Süßgebäck). Beides schmeckt dort sehr gut und machte den Aufenthalt in Tianjin auch zu einer kulinarischen Reise. Hierfür gibt es sogar extra eine überdachte Essensstrasse, in der sich leider auch schon Mc Donalds einnisten konnte.
Ansonsten hat die Stadt noch 2 nette, aber rein kommerzialische Altstadtviertel zu bieten, 2 Olympiastadien (Wrestling & Fussball -->DamenWM 07), überdimensionale verzweigte Einkaufsmeilen, etc. An dem Haihe Fluss kann man dort sehr gut flanieren und sowohl den chinesischen Bauboom, als auch zahlreiche westliche Architektur aus Kolonialzeiten betrachten. In Tianjin gibt es 2 sehr große Kolonialbauviertel, wovon jedoch nur das Italienische (noch) natürlich belassen, da fast leerstehend, ist. Dieses ist aber sehr sehenswert, ich kam mir dort wie in einer anderen Welt vor. Das britische Viertel wird leider als Residenz von Neureichen Chinesen und Firmen genutzt. Das spiegelt sich in kitschigen An- und Neubauten, großen und bunten Werbebannern und zahlreichen Clubs wieder. Der Spaziergang dort wurde so eher zur Qual angesichts der Geschmacklosigkeit.
Auffällig war jedoch, dass fast alle Attraktionen der Stadt nur gering besucht waren, bis auf die zentrale Shoppingmeile, dort scheinte sich der Rest aufzuhalten. Einige kleine Museen zeigen das Leben und die Archtitektur aus alter Zeit und etwas außerhalb besichtigten wir eine große, ehemalige Residenz der wohlhabenden Shi Familie. Die 1,5 h Busfahrt dorthin war sehr anstrengend, der Bus aus annodazumal und wir konnten keine Sitzplätze mehr ergattern. Der Bus war teilweise so voll, dass die Kassiererin sich innen festhielt, ihr Oberkörper aber aus der offenen Tür herausragte. Passiert ist gottseidank nichts, aber es sah sehr gefährlich aus.
Abends besuchten wir die Tianjin Oper, die eher einem Kabarett gleicht und ohne chinesisch Kenntnisse todlangweilig ist.
Da die Stadt kein gutes Verkehrsnetz hat und einfach zu groß ist, sind die Busfahrten anstrengend und langwierig. Trotzdem hatte Tianjin für 2 Tage einiges zu bieten und war aufgrund der kurzen Distanz zu Peking ein guter Wochenendausflug.

Hier gibts die Bilder

Freitag, 4. Januar 2008

Abendessen mit dem Prof.

Es war mal wieder 18 Uhr und ich stand noch im Labor, da kam ein Anruf von meinem Nachbarn Dwayn, schnell was Essen zu gehn. Ich meinte, wäre dann in 5 min unten. Die Büroräume sind im Nebengebäude ca. 2 min entfernt.
Noch 2 andere warteten dann schon und es wurde mir mitgeteilt, der Chef hätte zum Abendessen in nem guten Restaurant eingeladen und würde schon dort warten. Na gut, hätte man mir ja vorher sagen können, dann hätte ich mich mehr beeilt.
Da andere Kollegen schon gegessen hatten waren wir dann nur 4 Studenten. Im Restaurant war ein Privatraum reserviert und das Essen stand schon auf dem Tisch. Es war auch noch ein weiterer Prof. aus Nanjing mit am Tisch. Es war meine erstes förmliches Essen, die Anspannung also etwas höher.
Ich achtete also darauf, was die anderen Studenten machten und versuchte mich anzupassen. dabei fielen mir folgende Dinge auf:
Der Respekt vor den Professoren ist ziemlich hoch, die Atmosphäre war doch sehr angespannt. So sprangen die Studenten immer auf, falls mal der Tee leer war, etwas am Tisch nicht passte, die Tür nicht ganz verschlossen war oder weiteres Essen nicht rechtzeitig kam (um den Kellner etwas Feuer zu machen).
Das Essen steht auf einer großen, drehbaren Platte. Diese darf aber nur von den Prof. gedreht werden. Da ist das gute Essen gerne mal länger in deren Nähe. Getrunken wurde chin. Wein (Trauben kommen aber aus Frankreich). Angestoßen wird von den Prof. ausgehend und dann am Wein genippt.
Falls mal länger nicht angestoßen wurde, und man trinken will, erhebt man sich kurz und stößt mit einem der Prof. an. Dabei trinken die anderen aber nicht mit.
Die Gesprächsthemen werden von den Prof. bestimmt, es wird aber darauf geachtet, dass jeder mal was sagt und mitredet. Die Tischsprache war natürlich chin. und ich verstand nichts. Man teilte mir aber einmal mit um über was diskutiert wurde, etwa die gestiegenen Kosten für Wohnungen in ganz China und höhere Lebensmittelkosten(link zu Spiegelartikel). Auch über die Einstiegsgehälter nach dem Studium wurde gesprochen. Ich durfte mich dann auch dazu äußern und kurz über die Kommunikation mit den Kollegen sprechen (läuft natürlich alles Prima).
Nachdem noch der "Nachtisch" (Nudelsuppe) gereicht wurde war das Essen gleich beendet und es wurde aufgebrochen.
Das Essen war sehr gut, aber statt wurde man erst durch die Schüssel Nudelsuppe, wo jeder für 3 Minuten mal richtig schaufeln durfte.

Visumerneuerung

Nach einem Abendessen mit 3 Franzosen, einem Chinesen und einem Deutschen teilte ich dem Deutschen mit, dass mein altes Visum mir nur berechtigt, 30 Tage am Stück in China zu bleiben. Da die Frist von 30 Tage erst in 16 Tagen ablaufen sollte, wähnte ich mich auf der sicheren Seite, erst in der nächsten Woche diese Frist von 30 Tagen zu verlängern. Daniel, der Deutsche, machte mir sodann kräftig Feuer, mich schnellstens um ein neues Visum zu bemühen, denn die Bearbeitungszeit ist wohl etwas länger als in Deutschland und ein abgelaufenes Visum kommt wohl nicht so gut an.
So machte ich mich also am nächsten morgen gleich auf den Weg. Die Anreise zum Amt dauert etwa 1 h, beim ersten mal 1,5 h. Dort gibt es 3 Schalter für alle Ausländer in der Region Peking und dementsprechend lang ist die Schlange, wenn man nicht pünktlich zur Öffnungszeit erscheint.
Am Schalter für allgemeine Anfragen, dort wurde auch einigermaßen gutes englisch gesprochen, wurde mir sodann gleich mitgeteilt, dass Kopien meiner Einladungen für die Verlängerung nicht ausreichend sind. Außerdem gab es einen Zettel, in dem vieles (aber nicht alles) auf englisch/chinesisch draufstand. So sollte ich eine Bestätigung von meinem Wohnheim (über meine Wohnung, mit Stempel), ein neueres Passbild, die Einladung (mit Unterschrift und Stempel) und den Erfassungsbogen (natürlich mit Stempel) vorlegen. Nach meinem Ärger über den verschenkten Vormittag, machte ich mich also gleich am Nachmittag auf den Weg für die erforderlichen Unterlagen. Die Sekretärin, Ms. Wang, half mir geduldig dabei, alle Stempel bei den zuständigen Stellen einzuholen.
Nach 2 Tagen fuhr ich also ein zweites mal optimistisch zum Visa Amt. Der Schalter für allgemeine Informationen (dort ist die Schlange wesentlich kürzer) war nur leider nicht englischsprachig besetzt, also durftr ich gut 30 min warten. Meine Unterlagen wurden dann kurz geprüft und es wurde festgestellt, dass die Firmenlizenz mit Stempel leider fehlt. Nach meinem Einwand, bei einem chin. Institut zu arbeiten, wurde eine Vorgesetzte geholt. Danach war zwar kein Firmenstempel mehr nötig, ich sollte mich aber noch bei der Polizei registrieren lassen, denn das Wohnheim hatte das leider vergessen. Zudem waren 2 Stempel in den Unterlagen nicht identisch, da einer der beiden Stempel wohl nicht zur Bestätigung der Echtheit des Dokumentes befähigt ist. Es wurde mir aber versichert, dass dann alle Unterlagen passen.

Beim nächsten Besuch nach weiteren 2 Tagen wurde mir dann mitgeteilt, dass man mir nur das Visum für 3 Monate ausstellen kann, denn von der Firma in Shanghai fehlen ja wiederum die nötigen Stempel auf dem Erfassungsbogen. (wie auch, ist ja auch nicht so schnell zu bekommen). Die Dame am Schalter hatte scheinbar jedoch Mitleid und irgendwie kamen wir auf die Idee, ich könnte meinen Aufenthalt in Peking fiktiv auf 6 Monate verlängern. Natürlich hatte sie dass nicht offiziell gesagt.
Mein Chef war auch einverstanden und so wurden meine Visaunterlagen nach dem 4. Anlauf akzeptiert.
War vielleicht auch etwas naiv von mir zu glauben, beim ersten mal würde es klappen.

Mittwoch, 7. November 2007

die Arbeit

am 4. Tag in China ging dann auch schon die Arbeit los. Nach einem kurzen Gespräch mit Prof. Zhu wurde ich gebeten auf Dr. Jiang zu warten, der mir mein Thema vermitteln wird. Also hatte ich erst mal genug Zeit, meinen Arbeitsplatz einzurichten (Tisch putzen) und ein paar Kollegen kennenzulernen. Ansich lernt jeder chinesische Student englisch, vor allem in technischen Studiengängen, jedoch beschränkt sich das sehr häufig auf ein schriftliches Grundverständnis mit nur geringer Möglichkeit zur Kommunikation.
Die Arbeitsgruppe besteht aus ca. 20 Master und PhD Studenten und 3 Postdocs. Von den Studenten können 3 ein passables englisch (Prof. Zhu und 2 Postdocs natürlich auch), mit den restliche Studenten ist die Kommunikation etwas mühsam und insgesamt mit nur leichten Themen möglich. Trotzdem macht der Umgang mit allen Spass und das Arbeitsklima ist in Ordnung.

Noch etwas Allgemeines zum Institut:
man sollte zur Arbeit so um 8 Uhr erscheinen, um 11 Uhr ist dann Mittagszeit. Nach dem Essen geht "man" dann typischerweise zurück zum Wohnheim und hält ein Mittagsschläfchen. Ab 14 Uhr gehts dann wieder weiter und um 17:30 Uhr ist dann Schluss. An diesen Zeitplan hält sich natürlich nicht jeder und einige arbeiten Abends deutlich länger. Die lange Mittagspause kommt mir jedoch sehr entgegen, um von dem Tag noch etwas bei Helligkeit zu haben (ab 17 Uhr ist es dunkel).
Das Institut befindet sich sehr versteckt mit dem Zugang durch eine kleine Hinterstraße. Es besteht aus mehreren unattraktiven Gebäuden. Nur das Hauptgebäude liegt an einer größeren Straße. Im Hauptgebäude (nur für Verwaltung) kann man ein Modell des geplanten Neubaus des Instituts betrachten, da mit diesem leider noch begonnen wird.
An anderen Straßenecken kann man dagegen beeindruckende Neubauten anderer Institute der Chinese Academy of Science betrachten (z.B. Physik & Elektrotechnik).
Von meinem Wohnheim sind es zur Arbeit etwa 2,5 km und so komme ich mehrmals täglich in den Genuss, das pulsierende Leben auf den Straßen zu beobachten.

Kurz vor dem Mittagessen war dann das Treffen mit Dr. Jiang angesetzt. Für mich wurde ein "leichtes" Thema, das man "schnell" bearbeiten kann ausgewählt: Co3O4 (Kobaltoxid) Nanopartikelsynthese (Hydrothermal- und Solvothermalsynthese) mit verschiedenen Morphologien zum späteren Test als Katalysator zur CO (Kohlenmonoxid) Oxidation.
Mir wurden ein paar Veröffentlichungen in die Hand gedrückt und ich wurde aus dem Zimmer herauskomplimentiert: Sie sind doch ein ausgezeichneter Student, das sollte doch kein Problem sein!!!!

Da ich bisher noch keine Nanopartikel hergestellt und nur einmal bei einer Hydrothermalsynthese zugesehen hatte, fand ich die Arbeit (als selbständiges Forschen angedacht) doch recht anspruchsvoll.
Den restlichen und nächsten Tag verbrachte ich dann erst mal mit dem Einlesen und dem Suchen nach Rezepten zur Herstellung der Partikel.

Das nächste Treffen war dann am Dienstag Abend. Ich stellte die Wege aus der Literatur und meine Ideen kurz vor, um die Partikel in verschiedenen Formen zu synthetisieren. Dann diskutierten wir kurz über die mögliche Wege.
Dr. Jiang wollte aber eigentlich nicht von mir, dass ich bekannte Wege nachmache, sondern ich solle doch eine "Novel Synthesis" (also einen neuen Weg) herausfinden. Außerdem sei ja eine Hydrothermalsynthese nicht schwer und ich sollte morgen mit den Versuchen beginnen. Da man seinen Vorgesetzten in China nicht wiederspricht (wäre ein Gesichtsverlust), und schon gar nicht, da noch ein weiterer Student am Gespräch teilhatte, stellte ich keine weiteren Fragen und beendete den Arbeitstag mit einem etwas mulmigen Gefühl.

Zur Laborarbeit:
gearbeitet wird mit veralteten Geräten (einige sind "gerade defekt") und einfachen Mitteln. Einzig Chemikalien sind genügend und sehr umfangreich vorhanden. Für meine Laborarbeit ist mir ein anderen Masterstudent zur Seite gestellt, der mir die Chemikalien sucht, Becher und sonstige Geräte gibt/erklärt, und mir zeigt wie oft und in welcher Reihenfolge man einen Messbecher vor Benutzung reinigt.
  • Alle trockenen & festen Chemikalien werden dabei in einfachen Schränken gelagert, alle flüssigen im nicht funktionsfähigen Abzug. Das Fenster ist immer geöffnet, sonst wären einige Geruchsquellen stärker warnehmbar.
  • Gearbeitet wird mit einfachen Plastikhandschuhen die scheinbar erst bei Rissbildung ausgetauscht werden.
  • Bei meiner Frage wo die Chemikalien entsorgt werden, wurde auf das Spülbecken gezeigt. Das gilt also für alles (Säuren, org, Schwermetalle,...). Auf den meisten Chemikalien sind zwar die Giftigkeitsklassen aufgeführt, scheinbar nicht jedoch auf etwas älteren Flaschen/Dosen.
    Heute hatte ich etwa mit 80 ml Methanol gearbeitet, auf der Flasche war jedoch nur ein Zeichen für die Brennbarkeit zu erkennen und auch bei der chin. Beschreibung gab es keinen weiteren Vermerk (hab ich mir sagen lassen).
  • Destilliertes Wasser: mit dem Wasser ist das in China ja so ne Sache, denn aus den Leitungen kommt kein keimfreies, sauberes Wasser. Das Wasser reicht nimmt man hier zum duschen, waschen, kochen und nach Erhitzen auf über 90 °C auch zum Tee machen.
    Dementsprechend wird in unserem Institut für destilliertes & entionisiertes Wasser ein Wasserspender aus dem Supermarkt verwendet.
Trotz alledem möchte ich noch keine vorschnellen Schlüsse über die Forschungsergebnisse ziehen, da ich die Gesamtsituation noch nicht einschätzen kann.
Morgen geht es dann erst einmal weiter mit meinen Versuchen... Das Thema ist schon sehr interessant und auch sehr aktuell, zudem kann ich mich praktisch nach den hießigen Möglichkeiten austoben.

Hier der Link zu den gesamten Bildergallerien