Dienstag, 22. Januar 2008

Kurzgeschichten

Arbeit vs. Studium

Bei einem Gespräch mit Kollegen bezüglich deren Plänen nach Abschluss des Studiums erzählte man mir, wie schwer es sei, in China gute Arbeit zu finden. Das Studium wird von den Studenten geschätzt, ist es doch die letzte Phase, in der Sie in den Genuss der Semesterferien kommen. So sehen die Arbeitszeiten später lediglich insgesamt 20 freie Tage zum Nationalfeiertag am 1.Okt und zu chin. Neu Jahr vor.
Dagegen steht jedoch die anstrengende Zeit während des Studiums. So sind nicht wenige Kollegen abends bis 22 Uhr an meinem Institut und arbeiten auch am Wochenende. Eine Doktorandin an einer anderen Universität erzählte mir von ihren Arbeitszeiten. Sie arbeitet auf Wunsch des Professors 7 Tage pro Woche von 8 bis 11:30, 14 bis 17 und 18 bis 23 Uhr mit einem freien Nachmittag pro Woche. Das hört sich unglaublich an, aber viele Chinesen sind sehr fleißig und haben großen Respekt vor deren Vorgesetzten. So hängt es scheinbar von dem betreuenden Professor ab, wie lange und wie hart die Studenten arbeiten müssen. Unser Institut gehört wohl noch zu den humaneren, was für ein Glück.
Auch das Gehalt spielt natürlich ein Rolle. Die Studenten verdienen für die Arbeit am Institut pro Monate genügend, um davon das Essen zu bezahlen. Da gibt es nur geringen Spielraum für weitere Ausgaben. Gerade in den Großstädten bedeutet das, ohne die Unterstützung der Eltern kaum Luxus, den die Stadt bieten kann, nutzen zu können. Erst mit dem Beginn der Arbeit, bei immer noch geringer Bezahlung, kann man langsam Geld sparen.

geschönter Lebenslauf

Nach einem Mittagessen, bei dem wir uns, aufrund der klirrenden Kälte, etwas mit chin. Reisschnaps aufgewärmt hatten, ging es auch anschließend ums geliebte Thema Alkohol. In China ist es üblich, Business meetings mit einem Essen abzuschließen, bei dem dann viel Schnaps und Bier getrunken wird. Es wird als persöhnliche Stärke, und damit gut fürs Geschäft, angesehen, wenn man dabei möglichst viel Alkohol trinken kann.
Ein Kollege erzählte mir sodann, dass manche seiner Freunde dies bei Ihrer Bewerbung ausnutzen. So beschreiben sie auf ihrem Lebenslauf in einer extra Rubrik ihre Trinkfestigkeit, wie etwas 0,5 l Reisschnaps in 2 Stunden. Im ersten Moment konnte ich das nicht glauben, aber im Nachhinein macht das hier in China sogar Sinn, wenn man die Bedeutung von Alkohol bei Geschäftskontakten in Betracht zieht. Man stelle sich mal vor, mit der Trinkfestigkeit bei der eigenen Bewerbung hausieren zu gehen...

ein Besuch im Spa

Von befreundeten Praktikanten erfuhr ich über sogenannte 24h Spa's hier in Peking. Das sind Businessclubs, die Sauna, Schwimmbad, Restaurant, Liegebereich, Massagen und vieles mehr anbieten. Also machte ich mich auf die Suche und erfuhr über ein erst kürzlich eröffnetes Spa.
Ich fuhr Sonntag Nachmittag hin und plante über Nacht zu bleiben und am nächsten Morgen direkt zur Arbeit zu fahren. Es war ein großer, auffälliger Neubau mit 7 Stockwerken, alles im 4-5 Sterne Hotelambiente. Man zahlt 9,5€ Eintritt und kann dafür 16 Stunden lang die Sauna/ Schwimmbereich/ Restaurant(buffet)/ einfache Getränke/ Snacks/ Liegebereich/ Lesesaal etc. benutzen. Der Naktbereich für Frauen und Männer ist getrennt.
Es gibt 2 Saunen und ein kleinen Pool mit Sprudelliegen und Massagedüsen, aber das reicht aus. Dafür hat es der Service in sich. Überall laufen Bedienstete herum und kümmern sich um das Wohl der Besucher. So wirst man immer begleitet und dem nächsten Angestellten überreicht. Es gibt Zahnnbürsten, Naßrasierer und alle Pflegeutensilien die man braucht (natürlich auch im Preis dabei). Die Dusche wird für einen aufgedreht, gewartet bis das wasser die optimale Temperatur erreicht hat, und nach der Dusche wird man sogar von oben bis unten abgetrocknet! In der Sauna wird man mit kalten Tüchern und Wasser versorgt.
Dieser Rundumservice kann auch schnell lästig werden, kann man doch kaum noch etwas alleine machen.
Zum Abendessen gab es ein großes und reichhaltiges Buffet und die Ruheräumebestehen aus ca. 60 Schlafliegen, die der Frist Class im Flugzeug ähneln. Jede hat viele Bedienelemente und einen eigenen Bildschirm, auf dem man sogar raubkopierte Filme ansehen kann (sieht man an der schlechteren Qualität).
Die Liege war zwar sehr bequem, aber die Übernachtung aufgrund lauten Schnarchens im Saal unerholsam. Nach dem Frühstück fuhr ich wieder 1 h mit dem Rad zur Arbeit. Der Club ist für Neureiche gedacht, die gerne und viel Geld für zusätzliche Anwendungen, wie Massagen, Einzelzimmer und Alkohol ausgeben. So bleibt es bei vielen nicht bei dem Eintrittspreis. Ich kam jedoch mit nur einer kurzen Massage und 2 Bier mit insgesamt 18€ davon. Es war ein aufregendes Erlebnis und das Spa so übertrieben elitär. Außer mir waren viele Businessleute dort, die wohl nach nem Meeting zum angenehmen Teil übergegangen waren.

Kurzbesuch von Sarkozy

Bei einem Besuch der Tsinghua Universität mit einer Kollegin wollten wir auch einen historischen Vorlesungssaal besuchen. Der wurde gerade für einen Vortrag vorbereitet und der Eintritt war nicht gestattet. Ich sah jedoch eine Gruppe Ausländer sich dem Gebäude nähern und schloss mich kurzerhand an. So konnte ich den Saal doch noch von innen begutachten.
Meine Kollegin erfuhr später, dass der Saal für einen Staatsbesuch des franz. Präsidenten Sarkozy vorbereitet wurde, die Gruppe Ausländer waren wohl für dessen Sicherheit zuständig. Kollegen konnten mir allerdings nichts über Zeitpunkt des Vortrags sagen, da es auf chin. Internetseiten nichts über den Besuch bei der Universität zu finden gab. Erst durch eine Bekannte an der Tsinghua Universität ließ sich der Tag herausfinden.
In europäischen Nachrichten konnte ich dann das Thema des Besuches herausfinden. So wollte Sarkozy zu ausgelosten Studenten der Uni über Umweltpolitik sprechen, eine Pressemitteilung die wohl der chin. Zensur zum Opfer gefallen war. So machte ich mich am Tag des Besuches wieder auf den Weg, musste jedoch feststellen, dass das Gebiet um den Vorlesungssaal weiträumig abgesperrt wurde. Die lange Karavane der Presse, Angehörigen, Securities und des Präsidenten rollte vorbei. Ich suchte mir einen besseren Platz und fand einen Ort mit Blickkontakt zum Gebäude. Tickets für die Veranstaltung gab es leider keine mehr, auch nicht für einen franz. Praktikanten mit Journalistenausweis, den ich kennenlernte und der gerne mal seinen Präsidenten gesehen hätte.
Nach 45 Minuten war die Veranstaltung zu Ende, ich hatte kurz die Möglickeit Sarkozy unter einer Menge von 200 Ausländischen Gästen ausfindig zu machen, bevor die Karavane wieder abfuhr. Das Gelände wurde wieder freigegeben und ich konnte ein paar Studenten über den Vortrag befragen. So ging es um die Bedeutung von Umweltschutz für China und die Welt.
Im Anschluss bestand die Möglichkeit für Fragen. Einige Studenten hatten sich wohl gut vorbereitet und stellten ihre Frage in hervoragendem französisch, was Sarkozy sehr beeindruckt haben soll. An eine Frage lautete, ob Frankreich China nicht anstatt der teueren Produkte für Umweltschutzanlagen die Technologien für eine eigene Fertigung geben könnten. Sehr lustig, ich lache jetzt noch beim schreiben. Als Antwort verwieß Sarkozy die Studenten jedoch auf die Firmen, er könne das ja aber mal diskutieren...

Hier gibt es ein paar Bilder

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